Care-Arbeit und Mental-Load
Die Care-Arbeit ist in Partnerschaften und Familien meist ungleich verteilt - in der großen Mehrzahl zuungunsten der Frauen:
Sie kümmern sich um die Kontaktpflege zu Freunden; sie sorgen für die Kinder; sie versorgen gegebenenfalls die hilfsbedürftigen (Schwieger-) Eltern; sie sind für Haus (-halt/-tier) und Garten zuständig; und sie schauen, dass die Partnerschaft nicht zu kurz kommt. Sie planen notwendige Aufgaben und erledigen sie auch; sie haben das Große und Ganze im Blick, delegieren, bleiben meistens aber verantwortlich für alles - auch wenn die Männer "mithelfen". Das ist belastend und aufreibend - man spricht vom "Mental-Load".
Viele Jahre Bewusstseinsarbeit haben bzgl. der Aufgaben- und Verantwortungsverteilung noch zu wenig verändert. Das hat persönliche, gesellschaftliche und politische Gründe. Auch unsere "biografischen Rücksäcke" spielen dabei eine sicherlich bedeutsame Rolle.

In diese Verantwortungs- und Aufgabenverteilung in Partnerschaften und Familien fließen biografisch-erworbene Prägungen, Erfahrungen und Überzeugungen ein, z.B.:
Welche mehr oder weniger geschlechtstypischen Erfahrungen haben wir im Elternhaus und früheren Beziehungen gemacht? Wie waren die Rollen und Verantwortlichkeiten verteilt?
Welche Care-Kompetenzen haben wir im Laufe unseres Lebens erworben?
Welche "Glaubenssätze" über Care-Arbeit haben wir mit auf den Lebensweg bekommen bzw. genommen?
Welche Standards (z.B. bzgl. Sauberkeit) sind in unsere heutigen Erwartungen eingeflossen - und wo haben wir sie erworben bzw. verändert?
Wen haben wir im Laufe unseres Lebens als vorbildlich bzgl. der Verteilung der Care-Arbeit erlebt?
Mit jedem biografischen Übergang (z.B. Einschulung oder Auszug der Kinder, Übergang in die Rente) ist es notwendig, die Verteilung von Care-Arbeit und Mental-Load neu zu überprüfen. Es bleibt eine biografische Daueraufgabe.